A L T E S L A G E R
Die Topographie am südwestlichen Ende des Hochplateaus des Löschemer Berges zeigt die typischen Merkmale eines Bergsporns, der nach 3 Seiten eine natürliche Schutzfunktion bietet. Nur der nordöstliche Zugang ist frei zugänglich. Dies wird auch im Oberflächenscan sehr deutlich.
Damit erfüllt dieser Teil des Löschemer Berges die Voraussetzungen, die für die frühe keltische Siedlungszeit Voraussetzung für die Anlage eines Siedlungsplatzes waren.
Als Viereck- oder Keltenschanze bezeichnet man die vor allem in Süddeutschland anzutreffenden Reste eines quadratischen, manchmal auch rechteckigen Areals mit umlaufendem Wall und Graben. Ihre Deutung ist noch nicht abschließend geklärt. Durch neuere Untersuchungen ist jedoch gesichert, dass manche der Viereckschanzen dauerhaft bewohnte keltische Gutshöfe oder Mittelpunkt einer ländlichen Siedlung waren. Andererseits ist nicht ausgeschlossen, dass die Kelten auch ihre Kultstätten mit viereckigen Einfriedungen umgaben.[1] Für die meisten Viereckschanzen liegen keine oder nur spärliche Untersuchungen vor, so dass allgemeine Aussagen über ihren Zweck noch nicht möglich sind.
Lage und Erscheinungsbild
Viereckschanzen sind Grabenanlagen mit einem quadratischen oder rechteckigen Grundriss, der manchmal rhombisch oder trapezförmig verzogen ist, und mit Seitenlängen zwischen 80 und 140 Metern. Auf der Innenseite des Grabens befindet sich der mit dem Aushub errichtete Wall. Typisch ist eine ehemalige Höhe der Wälle von drei bis vier Metern, wobei der Wallfuß etwa sechs bis acht Meter breit war. Der vorgelagerte Graben war wohl zwei bis drei Meter tief und fünf bis sechs Meter breit.
Manchmal war auch ein Torbau vorhanden, mit einer Holzbrücke über dem Graben, der im Torbereich durchlief. Neuere Grabungen zeigen, dass im Innenraum der Anlage oft ein wiederkehrendes Bauschema auftritt: Das größte Gebäude liegt jeweils an der dem Eingang gegenüberliegenden Seite, während die kleineren Bauten in den Ecken stehen; so bleibt im Zentrum eine unbebaute freie Fläche. Brunnen und in den Boden eingetiefte Grubenhäuser, die wahrscheinlich als Werkstätten dienten, sind nicht immer vorhanden.
Forschungsgeschichte
Im 19. Jahrhundert wurden die Schanzen als militärische Anlagen der Römer gedeutet. Die Grabungen in der Viereckschanze von Gerichtstetten im Neckar-Odenwald-Kreis durch W. Conrady und K. Schumacher brachten 1896 zum ersten Mal zahlreiche Funde aus der späten Latènezeit, dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. Die Bezeichnung „Viereckschanze“ geht auf Paul Reinecke zurück, der die Grabenanlagen 1910 für keltische Befestigungen hielt; um 1920 interpretierte er sie als befestigte keltische Gutshöfe.
Ferdinand Hein (Ortrschronik der Gemeinde Wasserliesch zur 1000-Jahrfeier 1975)
Konkretere Hinweise für eine Nutzung des Hochplateaus gibt es für das Alte Lager an der südwestlichen Seite. Der am Parkplatz „Perfeist“ vorbeiführende Kultur- und Orchideenweg Wasserliesch führt Sie in einer großen Schleife wenige Meter an dem Kulturdenkmal vorbei. Weitgehend bewachsen mit Bäumen und Sträuchern kann man hier ausgedehnte Gräben und Ruinen mit Mauerresten bestaunen, die zu einem antiken Militärlager gehören. Seine Geschichte reicht weit zurück, aber niemand weiß genau, wie alt es ist. Fachleute datieren es ins 3. Jahrhundert, doch ist das, ebenso wie Vermutung, dass die Römer es erbauten und nutzten, nicht durch Urkunden oder andere Quellen belegt.
Um das Lager herum bricht die Bergkante nach drei Seiten hin abrupt ab. Mit einem Steinwall nach diesen Seiten hin geschützt war das Lager schon allein auf Grund dessen bestens gegen mögliche Angriffe abgesichert. Zweifellos ist es eine dafür bestens geeignete Stelle, an der die Erbauer es errichteten, denn die Anlage war nicht nur schwer einnehmbar, sondern bot auch weitreichende Sicht hinunter ins Moseltal und auf die umliegenden Höhen von Ardennen, Eifel und Saargau.
Es hat in der Vergangenheit mehrere Versuche gegeben, Nachweise zum Ursprung und zur Zweckbestimmung des Lagers zu finden. So führte man hier schon im Jahre 1853 Ausgrabungen durch, aber es kam nicht sehr viel dabei heraus. Außerdem weiß die „Chronik Wasserliesch“ von Ausgrabungen zu berichten, die auf Wunsch vieler Bewohner von Wasserliesch und Reinig mit einem Arbeitsaufwand von 100 bis 200 Arbeitstagen Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführt worden seien; man habe sie am 17. März 1896 abgeschlossen. Im Verlauf dieser Aktion legte man Umfassungsmauern verschiedener Gebäude frei.
Ferner grub man in den Jahren 1973/74 in dem Gelände, fand aber nur einige Dachziegel sowie zerbrochene Töpfe und Krüge, die nach Meinung der Archäologen aus der Römerzeit stammen könnten. Für die Wasserversorgung hatten die Erbauer eine Zisterne gegraben, die vielleicht das Wasser des etwa 80 Höhenmeter tiefer gelegenen „Angelborn“ nutzte, der noch bis nach Ende des Zweiten Weltkrieges auch der Trinkwasserversorgung von Wasserliesch und Reinig diente.
Immerhin war das Römerlager nach diesen Funden für die Fachleute so interessant geworden, dass es im Jahre 1976 endlich auch vom „Rheinischen Landesmuseum Trier“ vermessen und archäologisch aufgenommen wurde. Es bildet insgesamt ein großes Rechteck von 94 m Länge und 47 m Breite, dessen Längsachse sich von Ost nach West erstreckt. Seine lang gestreckte Nordseite, an der der Orchideenweg vorbeiführt, wird von einem 80 cm tiefen Graben begrenzt, den ein 7,00 m breiter Zugang unterbricht. Weil diese der Hochfläche des Berges zugewandten Seite möglichen Angreifern den leichtesten Zugang bot, hatte man sie mit einem vorgelagerten Mauerriegel, der heute fast vollständig abgetragen ist, zusätzlich abgeschirmt.
In der Südwestecke des Lagers sind die Grundmauern eines rechteckigen Gebäudes zu sehen, das 19,4 m lang und 12,0 m breit war. Daran schießt sich nach Osten hin ein 6,0 m breiter lang gestreckter Bauflügel mit einem parallel verlaufenden Mauerzug an. Nach dem Jahresbericht der „Trierer Gesellschaft für nützliche Forschungen“, der sich auf das Jahr 1853 bezieht und ein Jahr später herausgegeben wurde, war das Gebäude in 6 Innenräume unterteilt; ihre Mauern sind noch erkennbar. Beschreibung und Lageskizze verdeutlichen, dass das Römerlager militärischen Zwecken gedient haben muss. Es war wohl ein Vor- und Beobachtungsposten zum Schutz der Stadt Trier. Aus der Tatsache, dass man bei den Ausgrabungen nur wenige Überreste fand, schließen die Fachleute, dass es nicht lange genutzt worden ist.
Während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 soll die Anlage und die ganze Hochfläche auf dem Liescher Berg noch einmal für das Militär interessant gewesen sein. Damals habe Generalfeldmarschall Ludwig von Moltke sie in Augenschein genommen, um sie als Vorposten für die Absicherung der Stadt Trier auszubauen, was dann aber nicht geschah.
Wie die „Chronik Wasserliesch“ berichtet, besichtigten in den Jahren 1912/13, also vor Beginn des Ersten Weltkrieges, höhere deutsche Offiziere mehrmals das Hochplateau des Liescher Berges. Sie erkannten wieder einmal die strategische Bedeutung dieses Gebietes und ließen Abwehrstellungen bauen. Schwere Artillerie sollte hier oben Stellung beziehen. Koblenzer Pioniere und Trierer Infanteristen befestigten die Zufahrtsstraße vom Ort bis zur Berghöhe. Aber es kam zu keiner militärischen Nutzung, denn eine vorab angelegte Großübung, bei der ein Angriff der Franzosen von Westen her annahm, brachte nicht das erhoffte Ergebnis. Auch während des Zweiten Weltkrieges nutzte das Militär die Höhe. So grub sich eine Flakeinheit der Deutschen Wehrmacht im Jahre 1939 hier ein. Überreste der Stellungen sind im Orchideengebiet und innerhalb des Römerlagers noch vorhanden. Andere Überreste militärischer Stellungen aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges gibt es noch in der Nähe der Löschemer Kapelle.
Literatur:
Chronik Wasserliesch (Gemeinde Wasserliesch)
G. Kentenich, Geschichte der Stadt Trier
(Verlag der akademischen Buchhandlung Interbook, Trier)
Golo Mann, August Nitschke, Propyläen Weltgeschichte (Propyläen Verlag Berlin-Frankfurt a. M.)
Brockhaus-Enzyklopädie
Wikipedia-Enzyklopädie
Jahresberichte der „Gesellschaft für nützliche Forschungen“, Trier